Die Geschichte des „Club maritim Erfurt e.V.“ begann mit der Gründung der Sektion Seesport des VEB-Optima Büromaschinenwerk Erfurt am 11.11.1977. Am 16. Mai 1990 wurde der Club unter dem Namen Marineclub Erfurt e.V. als Nr.1 ins Vereinsregister des Erfurter Landkreises eingetragen. Den jetzigen Namen trägt der gemeinnützige Verein seit dem Jahre 1993 und gehört seit der Kommunalreform im Jahre 1994 zum Stadtsportbund Erfurt.
Der Club maritim Erfurt e.V. ist Mitglied des Deutschen Seesportverbandes (DSSV), des Deutschen Segler Verbandes (DSV), des Thüringer Schwimmverbandes (TSV), des Thüringer Kanuverbandes (TKV) und natürlich des Landessportbundes (LSB) und des Stadtsportbundes Erfurt (SSB) . Er ist einer der erfolgreichsten Seesport- und Segelvereine Thüringens. Seit 1997 beherrbergt der Verein einen Landesleistungsstützpunkt und seit 1998 einen Regionalstützpunkt des Bundesleistungsstützpunktes Seesport. Mit der Gründung der Trainingsgruppe Kanurennsport, in der viele Kinder mit osteuropäischen Wurzeln trainieren, erhielt unser Verein im Jahr 2010 das Bundessiegel als Integrationsstützpunkt. Ein weiteres Augenmerk gilt der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen über den Wettkampfbereich hinaus. Auch Freizeitsportler, vor allem aus den Reihen der Segler fühlen sich zunehmend im Club maritim heimisch.
Ausbau des Vereinsgeländes
Nach der Gründung der Sektion Seesport im November 1977 begannen die damaligen Kameraden mit der Errichtung eines Club- und Ausbildungsraumes im Stadtzentrum auf dem Petersberg. Für die Seemännische Ausbildung arbeitete man mit der Erfurter Eignergemeinschaft des Stahlseglers „Seaking“ zusammen. Neben diesen Räumlichkeiten folgte 1979 die Errichtung eines Stützpunktes am Kiessee in Schwerborn.
Im Jahre 1984 begannen die damaligen Sportler sich am Alperstedter See ein neues und endgültiges Domizil zu errichten. Die Lagerfeuerstelle und der dazugehörige Hang wurden im Frühjahr 1985 gestaltet. Im März des selben Jahres begann man damit den ersten Bungalow zu errichten. Im September 1986 wurden 160 Baggerschwellen zu einem Bootssteg verarbeitet. Daran beteiligt waren 48 Sportler! Im Frühjahr 1987 wurden drei weitere Bungalows errichtet. Im September 1987 begann der Bau der fast 300m² großen Bootshalle, die 1988 fertiggestellt wurde.
Es folgte eine schnelllebige und wechselhafte Zeit. Im Jahr 1990 verlor der Verein 2 Drittel seiner Mitglieder. Die „Thüringer Wassersport GmbH“ wurde gegründet und übernahm die Mehrheit der Gebäude und Flächen des Vereins. Der damalige Marineclub überstand als „Untermieter“.
Nach der Übernahme des Geländes durch die Gemeinde Nöda bekamen die Sportler im Jahre 1994 ihren ersten direkten Pachtvertrag für das Gelände. Hier wurde am Ende des Jahres auch begonnen einen Teil der Halle als Club und Seglerheim umzubauen. In den Jahren 1994 und ’95 errichteten die Clubmitglieder in fast 1000 Arbeitsstunden einen Bootsschuppen für die Kinder und zahlreiche Liegeplätze für Club und Privatboote von Vereinsmitgliedern. In den folgenden drei Jahren bauten die Clubmitglieder mit über 2500 Stunden Eigenleistung moderne Sanitäranlagen, ein neues Vereinsbüro, einen Schulungsraum sowie eine Heizungsanlage für das Clubhaus.
Im Jahr 2000 wurde der Hauptbootsanleger durch eine massive Spundwand ersetzt und die Schwimmstege rekonstruiert. Außerdem entstand in Zusammenarbeit mit der Kies- und Beton GmbH und dem Sportamt Erfurt eine moderne Mehrzwecksportfläche. Das heutige Clubgelände umfasst mehr als 5000 Quadratmeter. Im Jahr 2002 wurden nach der Regulierung des Wasserspiegels die alten baufälligen Bootsliegeplätze abgerissen und durch neue ersetzt und eine neue Zufahrt zu den Liegeplätzen errichtet. Für unsere Bemühungen bei der Rekultivierung und umweltgerechten Gestaltung unseres Vereinsgeländes erhielten wir im Jahr 2000 den Umweltpreis des LSB Thüringen. In Vorbereitung größerer sportlicher Veranstaltungen erwarb der Verein 2005 drei weitere Schwimmpontons, die als Bootssteg und Arbeitsbühne einsetzbar sind. Im Zuge der Umgestaltungen des Areals Südlicher Alperstedter See konnte der Club im Jahre 2010 das erste Stück Grund und Boden am See erweben. Unterstützt durch die „Leader AG Erfurt- Sömmerda“ konnten der ehemalige Bungalow der GST Erfurt – Süd, mitlerweile durch mehrere Nutzer verschlissen, mit gekauft und in 2011 zu einem modernen „Maritimen Mehrgenerationenhaus“ umgebaut werden. In den beiden Folgejahren wurde der Ausbau abgeschlossen. Ebenfalls im Jahr 2012 begann die Sanierung und der Ausbau eines alten nicht mehr nutzbaren Bootssteges, an dem noch im Spätsommer 2012 die ersten 7 Boote ihren Sommerliegeplatz fanden.
Nachdem die Übernahme der im Treuhandsondervermögen befindlichen Bootstechnik vertraglich geregelt werden konnte, begannen wir 1999 mit der Sanierung unserer Bootstechnik. Als erstes wurde der Kutter „Sparkasse“ instandgesetzt, im Jahr 2002 begann die Sanierung des Holzkutters „Alzheimer“, das Taucherponton wurde 2005 in die Kur genommen und der Holzkutter „Optimus“ befindet sich seit 2008 in der Instandsetzung. Ende des Jahres 2008 konnte der Club maritim mit Unterstützung der Sparkassenstiftung und des Thüringer Sozialministeriums das erste Drachenboot zur Verbesserung des Projektangeboots für Schulklassen und Firmen und zur Optimierung der jährlichen Drachenbootregatten kaufen. Das Boot wurde im Mai 2009 durch die Sozialministerin und spätere Thüringer Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht auf den Namen „Teamwork“ getauft. Aus Bundeswehrbeständen konnten wir im Jahr 2008 einen weiteren Ruder- und Segelkutter ZK 10 erwerben, der im Jahr 2010, auf Vorschlag der Marinekameradschaft Erfurt auf den Namen eines seiner Mitbegründer und späteren Ehrenvorsitzenden – „Hermann Kästner“ getauft wurde. In den Jahren 2010 und 2011 konnten wir mit Hilfe weiterer Sponsoren eine eigene Rennkajakflotte, vom Einer bis zum Vierer anschaffen, die mit dem neuen Trailer im Jahr 2012 auch die nötige Mobilität erreichte.
Wettkämpfe und sportliche Bilanz
Im Jahre 1980 wurde am Kiessee in Schwerborn der 1. Blaue Kristall, heute Blauer Kristall v. Thüringen, durchgeführt. Dies ist der größte Traditionswettkampf des Vereins und des Landes- Seesportverbandes. Zwar noch mit Bauwagen als Unterkunft, aber schon eingezäunt, wurde 1984 der Blaue Kristall zum erstenmal am Alperstedter See ausgetragen. Im Jahr 2002 erhielt diese Regatta erstmals den Ranglistenstatus des Deutschen Seglerverbandes für die Bootsklasse Ixylon und verzeichnete damit nicht nur eine Aufwertung, sondern erzielte prompt einen neuen Teilnehmerrekord. Bereits seit 1996 besitzt der Thüringer Opticup diesen Status für die Jüngstenbootsklasse.
Sportlich waren die Erfurter Seesportler bis zum Jahre 1989 überall stark mit von der Partie. So kamen einige Bezirksmeister und Pokalsieger aus der Blumenstadt. Da sich die Mitgliederzahl des neugegründeten Marineclub’s sehr in Grenzen hielt, konnte man in den Jahren 1990/91 keine großen Erfolge vorweisen. Allerdings waren Seesportwettkämpfe wie in den DDR-Zeiten nicht mehr so oft zu finden und beim Deutschen Seglerverband mussten die Erfurter erst einmal Fuß fassen.
Im Jahre 1993 kamen dann auch schon die ersten Deutschen Meistertitel durch Ralf Möller und Ron Sedlacek. 1994 fuhren die Erfurter erstmals als Club maritim Erfurt e.V. mit einer kompletten Mannschaft zu den Deutschen Meisterschaften im Seesport-Mehrkampf und holten neben 2 mal Gold auch die Mannschafts- Bronzemedaille. Auch Segelerfolge bei Pokalwettkämpfen in Thüringen, Sachsen, Hessen und Brandenburg waren zu verzeichnen. Falk Sedlacek wurde erster Erfurter Landesmeister im Segeln der Bootsklasse „Optimist“. Bei Meisterschaften in den Bootsklassen Optimist und Ixylon belegten wir vordere Plätze. Das Jahr 1996 war ebenfalls sehr erfolgreich, Patrick Nigrini wurde für den Club Maritim erster Deutscher Mehrkampf Meister in der Thüringer Geschichte des Opti-Segelns.
In den Jahren 1997 und 1999 nahmen sechs Aktive an den Weltmeisterschaften im Seesport-Mehrkampf in der Ukraine bzw. Russland teil, von denen Kerstin Stolze und Steffi Leipold mit Mannschaftsbronze zurückkehrten. Das Jahr 1998 war in sportlicher Hinsicht das Erfolgreichste in der Vereinsgeschichte. Sportler unseres Vereins errangen bei Landesmeisterschaften 19 Gold-, 11 Silber- & 9 Bronzemedaillen. Bei den Deutschen Meisterschaften 1998 belegten wir Thüringer überlegen den ersten Platz. Unser Club erzielte auch mit 13 Gold-, 8 Silber- & 1 Bronzemedaille die beste Edelmetallsammlung aller Clubs. Die Segler der Kutterbesatzung „Alzheimer“ gewannen mit dem Seehafen-Wismar-Pokal den ersten Siegerpokal im Kuttersegeln vor der Ostseeküste. An diese Erfolgsbilanz reihen sich weitere erfolgreiche Jahre.
Meisterschaften und Aktivitäten für Kinder und Jugendliche
Besondere Erfolge verzeichneten die Erfurter Seesportler und Segler im Kinder- und Jugendbereich. Davon zeugen zahlreiche Deutsche Meistertitel. Die erfolgreichsten Jahre konnte der Verein 1998 und im Jahr 2000 verzeichnen, als man 13 bzw. 11 Deutsche Meister in den eigenen Reihen hatte und mit den anderen erfolgreichen Sportlern die Vereinswertung des Deutschen Seesportverbandes gewinnen konnte. Im Jahr 2001 reichten 11 Meistertitel zum Sieg in der Verbandsrangliste, dagegen belegte der Club maritim 2002 mit erneut 13 Deutschen Meistern „nur“ Ranglistenplatz 2 hinter Greifswald.
Erwähnenswert sind die Erfolge bei den Jüngsten, hier gewann z.B. die Mädchenmannschaft (U 12) in den letzten sechs Jahren alle Mannschaftstitel, ebenso die Optimehrkämpfer in der Kinderklasse. Einen besonderen Höhepunkt stellte das Jahr 2000 dar, in dem der Club maritim mit den Mehrkampfmeisterschaften das erste Mal Deutsche Meisterschaften in der Landeshauptstadt ausrichtete und für seine Organisation viel Lob erntete. Für die kontinuierliche und vielseitige Nachwuchsarbeit wurde der Club maritim 2001und 2011 mit dem Jugendförderpreis der Stadt Erfurt ausgezeichnet.
Das Jahr 2002 stand ganz im Zeichen der Erfurter Frauen. Sie gewannen nicht nur eine Vielzahl von Pokalen (Krabatt, ESS, Löwen) und Medaillen, sie trumpften durch zahlreiche Doppelsiege in fast allen Altersklassen auf und holten bei den Deutschen Meisterschaften im Mehrkampf in Leipzig den ersten Mannschaftstitel im Seniorenbereich nach Erfurt. Mit einer Unterbrechung sollten 8 weitere Titel in Serie folgen. Mit ihrem ersten Sieg im 5000 m Kutterrudern legten die Erfurter Damen gleich noch einmal nach. Kerstin und Steffi Stolze nahmen mit der Frauennationalmannschaft am Seesportweltcup im russischen Saratow teil und gewannen dort. Bei weiteren internationalen Auftritten zu Weltcups und Europameisterschaften vertraten Franziska Frenzel, Heike und Susan Friedrich, Steffi Leipold, Jana Stolze, Stefan Hellriegel, Falk Sedlacek, Wolfgang Körner, Felix Schrön, Daniel Schmitt, Tillmann Heinze und Christoph Weißflog die Erfurter Farben würdig und brachten mit ihren Starts zahlreiche Mannschaftsmedaillen mit zurück.
Im Optimistensegeln erzielten die Erfurter zahlreiche Erfolge in Thüringen, von 1994 bis 2001 gewannen unsere Kids ununterbrochen die Landesmeistertitel. Aber auch in anderen Jugendbootsklassen wurden zahlreiche Kontakte in die Nachbarbundesländer geknüpft.
Als absoluter Höhepunkt gestaltete sich im Jahre 2006 die erste von unserem Verein ausgerichtete internationale Meisterschaft, womit wir für den gesamten Deutschen Seesportverband Neuland betraten. Vom 10. bis 19. August waren wir gemeinsam mit dem Verein AquaFun Wintersdorf, Gastgeber für die Europameisterschaften im Seesport-Mehrkampf mit rund 100 Startern aus sechs Nationen. In den drei deutschen Mannschaften kämpften nicht weniger als 12 Thüringer Athleten, davon alleine neun aus unserem Verein. Alle deutschen Starter beendeten die Wettkämpfe vor heimischem Publikum mit einer Mannschaftsmedaille. Die Junioren und Frauen erkämpften jeweils Silber, während die Männer auf den Bronzerang kamen. Dank breiter Unterstützung der beteiligten Kommunen und einiger Sponsoren, des Landes Thüringen und der Verbände gelang es uns organisatorisch neue Maßstäbe zu setzen.
Dies galt auch für unseren nächsten Wettkampfhöhepunkt. Im Jahr 2010 richtete unser Verein zum zweiten Mal die Deutschen Meisterschaften im Seesportmehrkampf in Erfurt aus. Diesmal gab es eine Prämiere, es waren die ersten gemeinsamen Meisterschaften für Seesportverband, Marinebund und von der Marinejugend mit rund 400 Startern aus 10 Bundesländern.
Soziales Engagement
Großer Beliebtheit erfreuten sich in den letzten Jahren Projekte, bei denen Schulen des Territoriums Einblicke in das ABC des Segel- u. Seesports erhielten. Neben Sommerfreizeiten, die der Erfurter Club auch für Kinder und Jugendliche anderer Vereine organisierte und uns unvergessliche Ferientage an der Ostsee, der Müritz oder am Bodensee bescherte, galt einem gemeinsamen Projekt mit der Thüringer Sportjugend zur Integration von Körperbehinderten und Gehörlosen Jugendlichen besondere Beachtung. Die Patenschaften zu den Kindertagesstätten Nöda und Ringleben, die u.a. dank der erfolgreichen Kooperation beide mit dem Titel „bewegungsfreundliche Kindertagesstätte“ ausgezeichnet wurden, gehören für uns zur Herzenssache. Wir beteiligen uns am Projekt „Fit ist cool“ der Thüringer Sportjugend und geben dort Kindern mit Übergewicht und Bewegungungsarmut Hilfe beim Zugang zu sportlichem Training. Unseren Partner SaBiT unterstützen wir bei seinem Projekt „Jonathan“, in der Betreuung von Kindern aus suchtbelasteten Familien. Seit 2009 betreuen wir in zwei Gruppen Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund und versuchen sie in den Sport und in unser gesellschaftliches Leben zu integrieren.
Aber auch unsere volkssportlichen Aktivitäten wie unser jährliches Neptunfest, die Ansegelregatta und die Vereinsmeisterschaft oder das nun schon traditionelle Nödaer Seefest mit ihrem Höhepunkt der Drachenbootregatta findet zunehmendes Interesse bei Sportlern und Gästen.
Freundschaftliche Kontakte unterhält der Verein zu zahlreichen Vereinen der Dachverbände, denen der Club maritim angehört, aber auch zu weiteren Vereinen. So bestehen enge Kontakte oder Partnerschaftsverträge mit dem Caritasverband, dem Sozialen Arbeitnehmerbildungswerk in Thüringen, dem Stotternheimer Schützenverein, der Freiwilligen Feuerwehr Sömmerda, dem DLRG – Stadtverband Erfurt, der DLRG Weimar, der Marinejugend Stuttgart und der Marinekameradschaft Erfurt. Das spart in Zeiten knapper Kassen Geld bei gleichzeitig verbessertem Angebot für die Mitglieder.